 | Kreativität fördern: Christine Kander (v.l.),
Kita-Fachreferentin des Evangelischen Kirchen-
kreises Bielefeld, Friedhelm Faust,
Vorstandsmitglied der Evangelischen Stiftung
Kirche für Bielefeld, und Seminarleiterin Eva
Hoffmann unterstützen kleine und große Menschen
bei ihren schöpferischen Prozessen. |
Dem „Eigenen“ zu vertrauen war das erste Experiment, auf das sich die
Erzieherinnen einließen. „Ich kann nicht malen“, „Das Blatt ist so groß“, „Ich
bin überhaupt nicht kreativ“ – Vorbehalte gibt es viele. Beim Ausdrucksmalen
„gelten“ sie nicht. Das Produkt – in diesem Fall das Bild – steht nicht im
Vordergrund, sondern der schöpferische Prozess. „Ich konnte einfach mal
machen. Ohne wenn und aber. Das kenne ich so gar nicht mehr“, berichtet eine
Teilnehmerin begeistert. Schmunzelnd merkt Eva Hoffmann an: „Schöpfen bedeutet,
dass etwas bereits vorhanden ist. Ich brauche also nur ein Gefäß…“.
Unvoreingenommen-Sein: Das ist die große Stärke der Kinder, die ihnen das
Malspiel leicht macht. Für die Erzieherinnen ging es nach den eigenen
Malerfahrungen darum, die Bilder der Kinder nicht zu bewerten oder zu
„korrigieren“. Eine schwierige Aufgabe, wie sie schnell merkten. Denn auch sie
mussten sich eine neue Form des Unvoreingenommen-Seins aneignen. „Es ist gar
nicht so leicht, nicht gleich zu allem etwas zu sagen – manchmal auch
ungefragt“, stellte eine Erzieherin fest. Sie warte nun ab, bis ein Kind sich an
sie wendet. In einem einfühlsamen Gespräch kann sich das Kind dann zu seinem
Schaffen äußern und an der einen oder anderen Stelle ermutigt werden, seinen
Prozess nach eigenem Gefallen zu gestalten. „Ich war erstaunt, wie intensiv sich
die Kinder auf ihr Malspiel eingelassen haben und welche Ideen dabei entstehen“,
erzählt eine Erzieherin. „Inzwischen gehe ich mit einer anderen Haltung auf die
Kinder ein“.
Christine Kandler weitet diesen Ansatz aus: „Das, was Kinder beim
schöpferischen Malen erfahren, kann übertragen werden auf andere
Schaffensprozesse, zum Beispiel in der Bewegung, im Erlernen der Sprache, im
mathematischen und musischen, naturwissenschaftlichen, sozialen und
interkulturellen“. Sie wünscht sich, dass „dieser Blick auf die Kraft und die
Energie von Kindern“ gepflegt und gefördert wird. Das aktuelle Projekt habe die
Wirksamkeit von selbstbestimmtem Lernen bestätigt.
Darüber freut sich auch Friedhelm Faust, Vorstandsmitglied der Evangelischen
Stiftung Kirche für Bielefeld, die das Projekt mit 1.500 Euro unterstützt. „Wir
brauchen in Deutschland Menschen, die Ideen haben“, ist er überzeugt, „und
Projekte wie dieses zur Unterstützung der Kreativität von Kindern können hierzu
etwas beitragen“. Ein Förderschwerpunkt der Stiftung ist die Arbeit mit
Kindern und Jugendlichen. In der Vergangenheit hat sie die Arbeit der
evangelischen Kitas bereits mit Experimentierkisten für naturwissenschaftliches
Lernen oder mit Lesekisten zur Förderung von Sprachkompetenz unterstützt.
Mehr Informationen
|